Masterplan-Tagebuch

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Keine Siedlungsspuren gefunden

13. Oktober 2022

Die Ostfriesische Landschaft hat die Fläche des künftigen Polders Stapelmoor auf historische Siedlungsspuren untersucht. Es haben sich keine Anzeichen für frühere Besiedlungen gefunden.

Grabung quer durch Plangebiet gezogen

Ein feiner Nieselregen fällt auf die Gruppe, die auf einer Wiese an der Ems bei Stapelmoor in einen frisch gebaggerten Graben schaut. Irgendwo am Grund. Umgeben von grauem Klei schimmert etwas Rötliches auf. „Ziegelreste“, sagt Axel Prussat, „das ist nichts Altes.“ Der Grabungstechniker der Ostfriesischen Landschaft hat für diesen grauen Dienstagmorgen  einen Bagger auf das Gelände bestellt, um vor dem Bau des Polders Stapelmoor nach Resten von Siedlungen zu suchen, die Menschen der Vorzeit hier errichtet haben könnten. Vor 1920 nämlich wand sich hier ein Emsarm, der dann durchstochen und verfüllt wurde. „Uferwälle sind ein potenzieller Siedlungsort in der in der Römerzeit und danach regelmäßig überschwemmten Flusslandschaft gewesen“, weiß Prussat. Und wenn hier auf den Wällen, von denen heute auf dem Grünland nichts mehr zu sehen ist, einst Menschen gesiedelt hätten, dann würde man auch in der nach der Begradigung der Ems planierten Landschaft Keramikscherben finden. Die überdauern. Ziegel auch – aber die stammen aus viel späterer Zeit.

Alte Emsschleife als Platz für Siedlung?

Bei Leer zwischen Leda und Ems sowie im Rheiderland wurden bei archäologischen Grabungen, häufig nach Zufallsfunden, Siedlungsspuren und Artefakte aus der römischen, germanischen und aus der Steinzeit gefunden. „Siedlungen entwickelten sich, wo es Zugang zu Flüssen gab. Also Wasser, und gleichzeitig Handelswege“, sagt Prussat. In den Marschlandschaften an den Nordseezuflüssen kam hinzu, dass der Siedlungsplatz vor den Fluten geschützt sein musste. Vielleicht, so die Annahme, hätte das auch an der ehemaligen Emsschleife der Fall sein können. Apropos Flut: Die gesamte Marschenlandschaft wurde durch Sedimentation aus Meer und Flüssen geschaffen. An einzelnen Stellen an der Ems ist die Kleischicht bis zu 18 Metern dick. Darunter: Von den Gletschern der Eiszeiten herangeschobener und zurückgelassener Sand. In den Geestgebieten tritt diese Hinterlassenschaft der Kaltzeiten zutage. An der Ems ist es verborgen unter in Jahrtausenden verdichtetem Schlick.

Spuren alter Grüppen

Der Bagger zieht den Graben von Ost nach West und müsste so den alten Emsverlauf kreuzen- Und in der Tat zeigt das Profil der Grabenwände verfüllte Grüppen, die sich möglicherweise an den Binnenseiten der Deiche befanden. Hellere Streifen zeigen Sandeinlagerungen im Klei. Prussat hält es für möglich, dass es sich dabei um Reste einer Flugsanddüne handelt, die bei der Planierung des Geländes nach der Verfüllung der Emsschleife weiträumig verteilt wurde. Wäre es so, hätte sich dort eine Siedlung befinden können. Doch am Ende des Baggereinsatzes ist es nichts mit einem Fund, der das belegen könnte. „Nicht der geringste Hinweis“, sagt Prussat. Trotz des langen Grabens, der dunkel im Grünland liegt. Aber nachschauen; das müsse man schon. Vielleicht ist ja beim nächsten Fall die Spur einer historischen Siedlung zu finden und die Siedlungsgeschichte an der Ems um eine Erkenntnis reicher.