Neues Leben am Deich

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Süßwasserpolder Stapelmoor:
Umsetzung hat begonnen

Die Vorarbeiten für den Bau des Süßwasserpolders Stapelmoor im Rahmen des Masterplans Ems 2050 haben im Januar 2024 begonnen. Büsche und Bäume, die in der ehemaligen Außenmuhde auf dem 18 Hektar großen Gelände an der Ems aufgekommen sind, wurden inzwischen gerodet und zu großen Haufen zusammengefahren, die in Kürze geschreddert und dann abtransportiert werden. Vorher werden noch Büsche am Süderweg entfernt, sofern sie in das Gebiet hineinragen.

In der leichten Vertiefung des ehemaligen Entwässerungsgrabens stehen allein noch die winterlich trockenen Stängel des japanischen Knöterichs. Diese eingeschleppte Pflanze, die einheimischen Wuchs verdrängt, soll endgültig aus dem Plangebiet verschwinden. Aufbauend auf der Tatsache, dass der Knöterich sich genau dort nicht durchsetzen konnte, wo Weiden wuchsen, sollen diese nun auch gegen ein mögliches Wiederaufkommen des Knöterichs eingesetzt werden.  Heinrich Pegel von der im Rahmen des Masterplans Ems eingerichteten Naturschutzstation Ems des Niedersächsischen Landesbetriebs für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN): „Zunächst werden bald die Stängel entfernt und zur Kompostierung gebracht, anschließend das Wurzelwerk entfernt und vernichtet. Später decken wir den Standort des vorherigen Knöterichbestands mit einem Geflecht aus Weidenwurzeln ab.“ Mit dem Wurzelgeflecht und den daraus wachsenden Bäumen und Büschen, so die Hoffnung, soll der japanische Knöterich, der ebenso hartnäckig ist wie Giersch oder Quecke, endgültig aus dem Polder verschwinden.

Gegen Ostern soll dann mit den eigentlichen Erdarbeiten für den Polder begonnen werden. Ende des Jahres soll der Polder fertig sein. Der Eschenwald im Süden des Gebiets bleibt unangetastet.

Der Süßwasserpolder, der nahezu ausschließlich aus Regenwasser gespeist wird und – vorausgesetzt im Holthuser Tief befindet sich ausreichend Wasser – auch aus dem Tief aufgefüllt werden darf, ist das zweite Masterplan-Polderprojekt nach dem Tidepolder Coldemüntje, dessen Bau inzwischen begonnen hat.

Der Aushub wird für die Geländemodellierung und die Anlage eines umlaufenden Walles genutzt, der eine Kronenhöhe von drei Metern über Normalnull bekommt und damit nur etwa 1,25 bis 1,50 Meter aus dem Gelände herausragen wird. Ganz besonderes Augenmerk wird darauf gelegt, dass die Kleischicht unter der Gewässersohle so mächtig bleibt, dass kein Wasser aus dem Gewässer versickern kann. So wird eine Gefährdung jenes Grundwasserleiters ausgeschlossen, aus dem das Wasserwerk in Weener Trinkwasser gewinnt. Drei Messbrunnen, zwei direkt an der Grenze und einer außerhalb des Polders, kontrollieren regelmäßig den Grundwasserzustand. Auch dessen Qualität wird geprüft. Wegen der Trinkwassergewinnung wurde auch der zunächst angedachte Anschluss des Polders an das Tidegeschehen der Ems bis auf Weiteres verworfen.

Auch als Süßwasserpolder ist das Projekt ein Gewinn für den Lebensraum Tideems und dessen Artenvielfalt, ist Pegel sicher, denn bis jetzt ist hier überwiegend nur artenarmes Intensivgrünland anzutreffen. Der bei einem Maximalwassertand von 1,35 Meter über Normalnull überwiegend 0,85 Meter tiefe Teich sei ein probater Standort für ein Süßwasser-Stillgewässer mitsamt den für die Uferbereiche mit wechselnden Wasserständen typischen Pflanzen. Hinzu kommen Sümpfe aus Röhrichten, Seggenrieden und Weidengebüschen. Erwartet wird, dass sich die daran angepassten Arten wie z.B. Amphibien und Röhricht- und Wasservögel bald einstellen, beispielsweise Rohrweihe und Schilfrohrsänger, vielleicht auch Bartmeise und Löffelente.

Die Kosten für den Bau betragen eine Million Euro und werden aus dem Masterplan-Topf des niedersächsischen Umweltministeriums bezahlt. Der Polder trägt zur Wiederherstellung naturnaher Lebensräume an der Ems bei. Das Fehlen solcher Lebensräume wurde in einem Pilotverfahren der Europäischen Union gegen Deutschland bemängelt, das wegen der bindenden Absichtserklärungen im Masterplan-Vertrag eingestellt wurde.

Zur Historie:

Eine Machbarkeitsstudie des Niedersächsischen Landesbetriebs für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) zum Masterplan-Projekt „Tidepolder Stapelmoor“ kam 2018 zu dem Ergebnis, dass ein tideoffener Polder mit dem Trinkwasserschutzgebiet des Wasserwerks Weener nicht vereinbar ist. Statt der Anlage eines Tidepolders wird daher ein Süßwasserpolder eingerichtet, dessen Wasserläufe und Sumpfgebiete allein durch Regen gespeist werden und nicht in unmittelbarem Kontakt zur Ems stehen. Da das Gebiet derzeit nur geringe bis allgemeine Naturschutz-Wertigkeiten hat, würde es dadurch zu einer deutlichen Aufwertung kommen. 

Grund für die Nichtvereinbarkeit: Die hydrochemische Belastung des Emswassers ist Untersuchungen zufolge zu hoch, um eine – wenn auch erst nach Jahrzehnten – Beeinträchtigung des Grundwassers auszuschließen. Der See im nördlichen Plangebiet (nördlich des Süderwegs) hat mit dem Grundwasserleiter sogar eine direkte Verbindung. Daher wird von einer Einleitung von Emswasser in den Polder abzusehen sein. Problematisch ist vor allem die Belastung der Ems mit Salz, Härtebildnern und weiteren Spurenelementen. Die erhöhten Werte der Parameter Salzgehalt und Härtebildner stammen nach den Aussagen der eingeholten Gutachten aller Wahrscheinlichkeit nach aus dem Steinkohleabbau durch die Einleitung von Grubenabwässern aus Ibbenbüren. Derzeit findet im Plangebiet die Grundwasserneubildung lediglich durch Niederschläge statt. 

Die Vertragspartner des Masterplans Ems 2050 haben im Lenkungskreis 2018 einstimmig das Umschwenken auf den in der Machbarkeitsstudie angeregten Bau eines Süßwasserpolders beschlossen - mit der Möglichkeit, ihn zu einem späteren Zeitpunkt bei verbesserter Wasserqualität der Ems für die Tide zu öffnen.