Zehn Jahre Masterplan Ems ...


Die Vertragspartner ziehen Zwischenbilanz 

Zehn Jahre Masterplan Ems ...


Die Vertragspartner ziehen Zwischenbilanz 

Im Frühjahr 2025 jährt sich der Vertragsabschluss zum Masterplan Ems 2050 zum zehnten Mal. Anlass für eine Zwischenbilanz. Wie bewerten die Vertragspartner den Prozess und den Fortschritt der Maßnahmen? Lesen Sie selbst. 

Christian Meyer, Niedersächischer Minister für Umwelt, Energie und Klimaschutz 

Zehn Jahre sind vergangen. 2015 hat das Land Niedersachsen mit acht weiteren Partnern den Masterplan Ems 2050 unterschrieben. Zehn Jahre, die geprägt waren von vielen, vielen Treffen und Gesprächen, in denen oft um jedes einzelne Projekt gerungen wurde. Am Ende kam es immer zu guten Lösungen, die einstimmig beschlossen wurden. Und die Ergebnisse können sich mehr als sehen lassen: Für die Menschen an der Ems, die Umwelt, die Wirtschaft und die Region. 

Der Masterplan gibt Ökologie und Ökonomie an der Ems das gleiche Gewicht. Bei den Projekten achten wir daher auf fairen Ausgleich. Es ist wichtig, sowohl die Landwirtschaft als auch die Unternehmen und Häfen an der Ems mitzunehmen. So baut und finanziert das Land unter anderem einen neuen Großschiffliegeplatz im Emder Hafen, um Einschränkungen wegen der Tidesteuerung auszugleichen – nur ein Beispiel von vielen. Die flusstypischen Lebensräume für die Natur wiederherzustellen, geschieht nicht im luftleeren Raum, auch die Tidesteuerung betrifft viele Akteure. Das alles ist uns bewusst. Am Ende sichern die Maßnahmen des Masterplans nicht nur die Entwicklung der Natur an und in der Ems, sondern auch die wirtschaftliche Prosperität der Region. Nicht zuletzt, indem die Region an Freizeitwert und touristischer Attraktivität gewinnt.

Die Gewässerqualität im Sinne der EU-Wasserrahmenrichtlinie zu verbessern und die Natur wiederherzustellen und zu verbessern ist das Umweltziel des Masterplans Ems und auch hier ist uns viel gelungen, aber wir haben noch viel vor.

In diesem Frühjahr sind zwei Polder fertiggeworden, bei den Flächen für den Wiesenvogelschutz haben wir die Flächenvorgaben des Vertrags für 2025 schon übertroffen – und im dritten Quartal startet das Planfeststellungsverfahren für das zentrale Projekt zur Verbesserung der Wasserqualität in der Ems: die flexible Tidesteuerung. Der Masterplan Ems ist ein Beispiel für gelungene Kooperation und damit auch ein Vorbild für andere Konfliktlösungs-Ansätze, wie etwa beim Niedersächsischen Weg mit Umweltverbänden und Landvolk.

Wir haben auch viel gelernt in diesen zehn Jahren.  Miteinander geht es besser als gegeneinander. So etwa, dass der Schlick in der Ems, der Tieren und Pflanzen das Leben so schwer macht, an anderer Stelle etwa für den Deichbau gebraucht wird. Küsten- und Hochwasserschutz spielen auch immer eine Rolle. Der Anstoß zum Masterplan Ems, das Pilotverfahren der EU, hat nicht nur den Vertrag initiiert. Die Vertragspartner und die beteiligten Planerinnen und Planer haben Ziele und Projekte mit Leben erfüllt und bei allen auftretenden Problemen und Hindernissen stets im Dialog mit der Region konsequent und behutsam zugleich verfolgt. Bis 2050 wird sich die Region weiter in diesem Sinne verändern. Ich bin sicher: Am Ende sind alle stolz, wenn es geklappt hat.

Olaf Lies, Niedersächsischer Minister für Wirtschaft, Verkehr, Bauen und Digitalisierung

Der Masterplan Ems 2050 ist ein Beleg für die erfolgreiche Verbindung von ökonomischen und ökologischen Zielen. Und er konnte nur zustande kommen, weil alle Vertragsparteien trotz unterschiedlicher Ausrichtungen und Interessen eine Einigung gesucht haben. Auch wenn während der Vertragsverhandlungen und in den zehn Jahren seiner Laufzeit um viele Themen gerungen wurde - ihr gemeinsames Ziel haben die Partner nie aus den Augen verloren. Ich freue mich über zehn Jahre konstruktive Zusammenarbeit zum Wohle der Emsregion, der Meyer Werft in Papenburg und der ökologischen Ziele der Ems!

Als Land Niedersachsen stehen wir nicht nur für den Erhalt der Wirtschaftskraft in der Region, sondern auch für den Schutz des Naturraums an der Ems und die Verbesserung ihres ökologischen Zustands. An der Ems befindet sich ein weltweit führender Werftstandort und weitere Unternehmen, die viele tausende Arbeitsplätze vorhalten und zur Sicherung der Lebensgrundlage vieler Menschen beitragen. Der Emder Hafen hat eine große überregionale Bedeutung in der weltweiten Automobillogistik und beim Umschlag von Stückgütern, Projektladungen oder Massengütern.

Neben den vielen bereits umgesetzten Maßnahmen ist der baldige Start der flexiblen Tidesteuerung ein Meilenstein, der die Ökologie der Ems spürbar verbessern wird. Alle Beteiligten können stolz darauf sein, diesem Verfahren trotz unterschiedlicher Ansätze gemeinsam den Weg geebnet zu haben.

Für die weitere Zusammenarbeit wünsche ich mir, dass wir weiterhin mit großem Engagement unsere gemeinsamen Ziele verfolgen und es auch in Zukunft immer wieder schaffen, aufeinander zuzugehen, Hindernisse zu überwinden und Wirtschaft und Umwelt gemeinsam zu denken.

Eric Oehlmann, Leiter der Generaldirektion Wasserstraßen und Schifffahrt des Bundes (GDWS)

Zehn Jahre Masterplan Ems, das ist bereits jetzt ein Erfolg für die Entwicklung und Zukunft der Ems.

Das engagierte Kooperationsbündnis hat in intensiven Gesprächen entscheidende Eckpunkte gesetzt und wichtige Etappenziele erreicht - für eine lebendige und schiffbare Ems. Das ist unser gemeinsames Ziel.

Denn Wasserstraßen wie die Ems sind die Verkehrswege der Zukunft. Sie noch stärker zu nutzen und gleichzeitig ökologisch weiterzuentwickeln ist das Gebot der Stunde.

Für den Masterplan Ems spielt das Emssperrwerk eine entscheidende Rolle. Wi r haben hier unsere umfassende wasserbauliche und verkehrliche Fachkompetenz eingebracht und dazu beigetragen den von allen Partnern eingeschlagenen Weg fundiert und konsequent weiterzugehen. Ein Weg, von dem Wirtschaft und Ökologie rund um die Ems profitieren werden. Das liegt mir und der Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes sehr am Herzen. 

Ich danke allen, die in einer vertrauensvollen Zusammenarbeit dazu beitragen haben die unterschiedlichen Interessen zu einer tragfähigen Lösung zusammenzuführen. Lassen Sie uns diesen Weg genauso offen und optimistisch weitergehen!

Irina Krantz, Stadtbaurätin Emden

Die Stadt Emden ist seit zehn Jahren Mitglied im Masterplan Ems – ein Jahrzehnt, in dem bereits viel erreicht wurde. Die Ems ist ein einzigartiger Fluss, der nicht nur ökologisch, sondern auch ökonomisch von herausragender Bedeutung für unsere Region ist. Sie vereint die Funktion als Lebensader für Wirtschaft und Beschäftigung mit einer vielfältigen Tier- und Pflanzenwelt.

Die Herausforderung, Naturschutz und wirtschaftliche Entwicklung in Einklang zu bringen, hat uns dabei stets begleitet. Dank des Masterplans konnten Projekte realisiert werden, die den Hafen Emden – das wirtschaftliche Herz unserer Stadt - stärken und zugleich der Umwelt zugutekommen. Mit rund 9.500 direkt und indirekt Beschäftigten in etwa 70 Hafenunternehmen und einem Anteil von ca. 28 % an den gesamten sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätzen in Emden, ist der Hafen für Emden unverzichtbar.

Der Blick nach vorne zeigt: Bis 2030 soll der Umschlag im Hafen weiter wachsen und seine Position als drittgrößter Automobilumschlagshafen Europas weiter festigen. Dafür sind Infrastrukturmaßnahmen wie die Vertiefung der Außenems und der Bau des Großschiffsliegeplatzes entscheidend.

Emden bleibt auch künftig ein aktiver Partner im Masterplan Ems – für eine nachhaltige Zukunft, die Ökologie und Ökonomie miteinander verbindet.

Beatrice Claus, WWF

Hoffnung, Stolz und Kritik – 10 Jahre Masterplan Ems

In der Vergangenheit wurde die Unterems vertieft und begradigt, die Ufer wurden befestigt und eingedeicht, Nebenarme und Überflutungsflächen abgeschnitten. Noch in den 90igern zählte die Unterems mit ihrem Fischreichtum zu einer der ökologisch wertvollsten Flussmündungen Deutschlands. Das ist Geschichte. Die Ausbaumaßnahmen seit 1984 mit einer Kette von Eingriffen machten die Ems unter den Flüssen Europas zum größten Sanierungsfall.  Der Einsatz des WWF, gemeinsam mit BUND und NABU, für den Schutz der Natur an der Ems konnte diese negative Entwicklung in den europäischen Natura-2000-Schutzgebieten nicht aufhalten, weder juristisch noch auf anderen Wegen.

Mit dem Masterplan Ems wurde 2015 der Vorrang der wirtschaftlichen vor den ökologischen Interessen beendet. Die Erwartung des WWF an eine erfolgreiche Wiederherstellung der Unterems als wertvollen Lebensraum für geschützte und gefährdete Arten durch den Masterplan Ems ist hoch. In den letzten 10 Jahren wurde schon viel erreicht, sowohl für die Schaffung ästuartypischer Lebensräume, die Verbesserung der Fischdurchgängigkeit von Schöpfwerken und die Entwicklung von Wiesenvogellebensräumen im Binnenland. Kritisch sieht der WWF, dass innerhalb von 10 Jahren das Schlickproblem nicht gelöst, der Sauerstoffhaushalt noch nicht saniert ist und jedes Jahr monatelang kein Fisch in der Ems leben kann. Aber die Sanierung der Ems ist eine Mammutaufgabe, die einen langen Atem aller Akteure erfordert.

Matthias Groote, Landrat des Landkreises Leer

Als der Masterplan Ems vor zehn Jahren beschlossen wurde, war das ein großes Thema – und bedeutend ist er der Plan immer noch, auch wenn er nicht mehr das öffentliche Interesse auslöst wie zu Beginn.

Der Landkreis Leer spielt beim Masterplan gleich dreifach eine Rolle: als Mitunterzeichner, als Genehmigungsbehörde für einige der Masterplan-Projekte und als Betroffener, weil diese Projekte in Natur und Landschaft des Kreisgebietes eingreifen. Die Ems durchquert unseren Landkreis: Sie ist ein wichtiger Wirtschaftsweg, ein Ziel für Naherholung und Tourismus, aber auch ein Fluss, der für Konflikte sorgt. Als Genehmigungsbehörde muss der Landkreis Leer diese Konflikte austragen und aushalten; das war in der Vergangenheit nicht immer leicht. Denn wir sind vor Ort, wo sich die Masterplan-Projekte konkret auf die Menschen auswirken, die hier leben.

Dennoch gibt es wichtige und positive Aspekte, die wir mit dem Masterplan Ems verbinden: Wir hoffen, dass wir die mit Schlick belastete Ems sauber bekommen. Und wir setzten darauf, dass es gelingt, die maritime Wirtschaft mit namhaften und leistungsstarken Unternehmen in unserer Region zu sichern. Und es gibt natürlich interessante Projekte, wie aktuell den Tidepolder in Coldemüntje, der zu einem Anziehungspunkt gerade auch für Radtouristen werden könnte.

Carl-Wilhelm Bodenstein Dresler, Vorstandsmitglied des BUND Niedersachsen

Noch in den 1970er Jahren war die Ems eines der fischreichsten deutschen Ästuare. Die Anforderungen der Meyer-Werft zu Schiffsüberführungstiefen der Unterrems machte seit Mitte der 80er Jahre durch eng aufeinander folgende Flußvertiefungen und laufende Baggerungen aus dem lebendigen Ästuar mit seiner Tidedynamik und seinen natürlichen Übergängen zwischen Salz- und Süßwasser ein nahezu totes Fließgewässer.

Klagen der Umweltverbände gegen die Vertiefungen waren regelmäßig vor den bundesdeutschen Gerichten gescheitert. Erst eine Klagedrohung der europäischen Kommission gegen die Bundesrepublik Deutschland wg. massiver Verletzungen von EU-Schutznormen brachte die Wende. In dieser Situation wurde der BUND e.V. um Beistand gefragt und die Idee eines Masterplans als gemeinsame Verständigung von Bund, Land, Landkreisen, Werft und NGOs entwickelt.  Die vereinbarten Maßnahmen im Rahmen des Masterplan Ems 2050 sollen etwas von dem Naturpotential zurückbringen, das einst diesen Naturraum prägte, bei gleichzeitiger Sicherung des Werftstandortes.

10 Jahre nach Vertragsunterzeichnung sind erste vertraglich vereinbarte Zwischenziele erreicht. Der Polder Coldemüntje zeigt beispielhaft auf, wie Auenbiotopstrukturen wieder entwickelt werden können. Bis 2050 liegen noch Jahre intensiver Arbeit vor uns, um die im Masterplan vereinbarten 200 ha für den Wiesenvogelschutz und 500 ha Auenbiotopflächen zu sichern und bestmöglich zu entwickeln.

Lange haben die Vorarbeiten gedauert; ab 2026/2027 soll die Tideniedrigwasseranhebung des Sperrwerks die gewaltigen Schlickmengen in der Unterems deutlich reduzieren und so die Gewässerökologie verbessern. 

Der BUND ist bereit an der weiteren Umsetzung des Ems Masterplan 2050 mitzuwirken und so einen Heilungsbeitrag zu den massiven ökologischen Schäden der letzten Jahrzehnte im Bereich der Unterems zu leisten.

Der Masterplan Ems 2050 ist ein Paradebeispiel dafür, wie wir in unserer Region Ökologie und Ökonomie erfolgreich in Einklang bringen können. Seit seiner Unterzeichnung hat sich viel bewegt – teils vorhersehbar, teils überraschend.

Während Herausforderungen insbesondere für den Schiffbau in Papenburg nicht zu übersehen sind, stehen diesen nach wie vor eindrucksvolle Erfolge gegenüber: Die einzigartigen Kreuzfahrtschiffe der Meyer Werft, die reibungslos über die Ems in die Nordsee überführt werden und weltweit für Aufmerksamkeit sorgen.

Dass dieses Zusammenspiel zwischen Naturschutz, Wasserwirtschaft und maritimer Industrie gelingt, ist kein Zufall, sondern das Ergebnis eines differenzierten Umgangs mit allen berechtigten Interessen. Wir können stolz darauf sein, was bereits erreicht wurde, doch noch wichtiger ist der Blick nach vorne:

Gemeinsam müssen wir weiter daran arbeiten, die Zukunft der Ems-Region nachhaltig zu sichern – ökologisch wie wirtschaftlich. Nur wenn dieser Balanceakt weiter gelingt, wird die Ems auch in den kommenden Jahrzehnten sowohl als Naturraum als auch als wirtschaftliche Lebensader der Region erhalten bleiben.

Dr. Holger Buschmann, Vorsitzender des NABU Niedersachsen

Im Masterplan Ems 2050 wird nicht nur die Schaffung ästuartypischer Lebensräume angestrebt, sondern auch die Schaffung und Entwicklung von Wiesenvogellebensräumen. Im Bereich des Deichvorlandes soll ein dynamisches Ökosystem entwickelt werden, das erheblich mehr ästuartypische Bereiche haben wird als jetzt, da dies für einen gesunden Fluss typisch ist. Allerdings bleiben auch zukünftig einige Vordeichflächen für die Wiesenvögel erhalten. Tideauwald, Röhricht und Watt sollen gefördert werden, dürfen sich jedoch erst auf Wiesenvogelflächen ausbreiten, wenn neue Lebensräume im Binnenland für die Wiesenvögel bereitstehen und von ihnen auch angenommen werden. Bisher wurden 89 ha im Landkreis Aurich (Bereich „Großes Meer“) und im Landkreis Emsland (Bereich „Flaar“, Brualer Hammrich“, „Leher Wiesen“) für den Wiesenvogelschutz vom Land Niedersachsen erworben. Im Verbund mit angrenzenden bereits extensiv bewirtschafteten Bereichen wird für die Flächen ein Bewässerungskonzept erstellt, da im Frühjahr hohe Wasserstände und in der Zeit der Jungenaufzucht feuchte Böden notwendig sind, um den Lebensraum für Wiesenvögel besonders attraktiv zu machen. Die Flächen sollen dann von ortsansässigen Landwirten nach diesen Konzepten so bewirtschaftet werden, dass wertvolle Wiesenvogellebensräume entstehen und langfristig erhalten bleiben. Bis 2050 müssen durch den Masterplan Ems insgesamt 200 ha Fläche für Wiesenvögel zusätzlich gesichert und diese auch erfolgreich besiedelt sein.

Dirk Wobken, Leiter Standortentwicklung Meyer Werft

Zehn Jahre Masterplan Ems sind auch für die Meyer Werft ein toller Anlass zum Feiern. Der Vertragsabschluss mit dem Hintergrund des Einklangs von Ökonomie und Ökologie an der Ems ist ein ausgesprochen wichtiger Garant für die Standortsicherung des Schiffbaustandorts Papenburg,  um auch über die 230-jährige Schiffbautradition hinaus, innovative und tolle Schiffe bauen zu können.

Mit dem hohen Anspruch an zukunftsträchtigen Technologien, Innovationen und Entwicklungen werden von der Meyer Werft aus Schiffe gebaut und in die Weltmeere entsandt. Durch diese Schiffe werden gerade auch im Hinblick auf die Anforderungen an eine mögliche CO2-Neutralität / Energie-Transformation, federführend nachhaltige Maßstäbe für die Entwicklung internationale Handelsschifffahrt und maritimer Technik gesetzt.

Das Entsenden der Schiffe funktioniert jedoch nur, wenn die Ems auch weiterhin für die Überführung genutzt werden kann. Die vielen tausend, überwiegend aus der Region stammenden Mitarbeiter der Meyer Werft erfüllt es bei jeder Schiffsüberführung wieder mit Stolz, wenn dass durch Sie geschaffene Produkt den Weg durch ihre Heimat, über die Ems, hinein in die Nordsee vornimmt.

Wir hoffen sehr, bald auf eine langfristige und nachhaltige Lösung für die Überführungssicherheit der Meyer Werft blicken zu können, auch wenn wir hierfür sicherlich noch viel Arbeit vor uns haben. Wir sind sehr optimistisch dieses zusammen mit allen Beteiligten Vertragspartnern im Masterplan Ems erarbeiten zu können.

Wo stehen die Maßnahmen nach zehn Jahren Masterplan Ems?

Stand der Dinge im Frühjahr 2025

Verbesserung der Gewässergüte und Lösung des Schlickproblems

Die Tidesteuerung mit dem Emssperrwerk soll die ausgeprägte Asymmetrie von Ebbe und Flut mindern bis aufheben und so die ständige Anreicherung von Schlick im Fluss beenden. Nach dem einstimmigen Beschluss des Lenkungskreises für die Tideniedrigwasseranhebung im November 2023 bemühen sich die Planerinnen und Planer des Niedersächsischen Landesbetriebs für Wasserwirtschaft-, Küsten und Naturschutz (NWLKN) im Gespräch mit allen Betroffenen Kompensationen für mögliche Einschränkungen zu entwickeln, so etwa mit den Entwässerungsverbänden zu den Auswirkungen des zeitweise höheren Niedrigwassers und mit Hafenbetreibern, beispielsweise über Umgestaltungen im Emder Hafen zur Sicherung des Autoumschlags unter den Bedingungen der Tidesteuerung. Der federführende NLWKN arbeitet im Verfahren eng mit dem Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Ems-Nordsee in Emden zusammen. Im dritten Quartal 2025 soll das Planfeststellungsverfahren für das weltweit einmalige Unterfangen beginnen, bei Genehmigung ohne Klagen könnte die Steuerung 2027 starten. Ein technischer Test 2020 hatte die Wirksamkeit der Tidesteuerung aufgezeigt. Die dabei gewonnenen Daten dienten der weiteren Modellierung und die Ergebnisse der rechnergestützten Berechnungen stützen die Wirksamkeitserwartungen.

Ästuartypische Lebensräume

In gleich zwei Poldern, in denen wieder ästuartypische Lebensräume entstehen sollen, ist mit dem Abschluss der Bauarbeiten die Phase angebrochen, in der Pflanzen und Tiere sich ansiedeln können.

Der Polder Coldemüntje in der Gemeinde Westoverledingen ist ein von der Tide beeinflusster Brackwasserlebensraum, der durch wechselnde Wasserstände mit Brackwasserwatten, Flachwasserzonen, Röhrichten und Weidengebüschen sowie Staudenfluren abwechslungsreiche Biotoptypen beinhalten wird, wie sie in der Vergangenheit am Fluss immer seltener geworden sind. Die Tide im Polder wird mittels eines Ein- und Auslassbauwerk durch den Deich gesteuert und der Tidenhub im das Gebiet durchziehenden Priel wird rund einen Meter betragen. Die Sturmflutsicherheit ist gewährleistet. Zudem gibt es einen Süßwasserteich für Amphibien, die das Brackwasser nicht vertragen.

Der Süßwasserpolder Stapelmoor bei Weener bietet Tieren und Pflanzen, die auf flaches Süßwasser angewiesen sind, einen neuen Lebensraum. Er ist 18 Hektar groß und speist sich vorrangig aus Regenwasser. Wenn das Holthuser Tief ausreichend gefüllt ist, ist bei Bedarf aber auch eine Zuwässerung möglich. Der Polder bildet auf dem Gebiet einer ehemaligen Emsschleife Süßwasserbiotope nach, wie sie an der Ems einst durch abgetrennte Nebenarme häufig vorkamen.

Der Polder Leer befindet sich noch in der Planungsphase. Er wird rund 130 Hektar groß sein und über ein Aus- und Einlassbauwerk an der Leda an die Tide angeschlossen werden. Für den Polder, den der Leda-Jümme-Verband als Hochwasserpolder betreibt, gab es drei Voraussetzungen.

  • Es musste eine Lösung für den im Polder wirtschaftenden Landwirt geschaffen werden: Mittlerweile ist er als Pächter auf eine landeseigene Domäne im Landkreis Aurich gezogen, die für seine Bedürfnisse umgestaltet wurde.
  • Der Hochwasserschutzfunktion des Polders muss in vollem Umfang erhalten werden: Die Pläne sehen das vor, zudem wird über eine Maßnahme, die gegenwärtig mit dem Leda-Jümme-Verband entwickelt wird, der Hochwasserschutz im Leda-Jümme-Gebiet verbessert.
  • Der Polder darf erst nach dem Start der Tidesteuerung in Funktion gehen. Das ist so beschlossen und wird auch so gehandhabt.

 

Weitere Maßnahmen in der Machbarkeitsuntersuchung

Ein im Besitz des Landkreises befindliches Gebiet in der Größe von rund 350 Hektar südwestlich von Papenburg auf der rechten Seite der Ems wird derzeit untersucht. Es soll ermittelt werden, ob es dafür geeignet ist, es zumindest teilweise unter Tideeinfluss zu setzen und so ästuartypischen Lebensraum zu schaffen.

Zwei Areale auf der linken Seite der Ems bei Rhede-Borssum werden derzeit auf die Implementierung von ästuartypischen Lebensräumen und eines neuen Gewässers untersucht.

Vogelschutz

Die im Vertrag vereinbarten Meilensteine sehen vor, dass bis 2025 78 Hektar Flächen für den Wiesenvogelschutz zur Verfügung stehen. Tatsächlich sind es bereits 89 Hektar, die durch Vernässung im Frühjahr und extensive Beweidung die Brutbedingungen für die Wiesenbrüter verbessern. Die Gebiete befinden sich bei Bedekaspel am Großen Meer (Landkreis Aurich) sowie in den Leher Wiesen bei Dörpen, in Rhede-Flaar und im Brualer Hammrich (alle Landkreis Emsland).

Durchgängigkeit für Fische

Um der Fischpopulation der Ems auch die Binnengewässer als Lebensräume zu öffnen und Wanderfische in ihrem Lebenszyklus zu unterstützen, werden im Rahmen des Masterplans Ems 2050 Schleusen und Sielbauwerke mit fischfreundlichen Steuerungen versehen. Erfolgt ist das in Zusammenarbeit mit den Entwässerungsverbänden an den Schöpfwerken an der Knock und in Pogum, in Sautel und Petkum wurden Maßnahmen optimiert und an der Schleuse in Oldersum wurden in Zusammenarbeit mit dem WSA Ems-Nordsee Fischschleusungen eingerichtet. Im weiteren Verlauf der Ems Richtung Tidewehr Herbrum werden Maßnahmen erfolgen, wenn die Tidesteuerung die Wasserqualität verbessert hat und die Fischpopulation wieder wächst.

Sicherung der Leistungsfähigkeit der Bundeswasserstraße Ems

Die Schifffahrt wird durch die Tidesteuerung eingeschränkt, weil bei der Sperrung der Tore in bestimmten Zeitabschnitten der Tide keine Schiffe passieren können. Das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Ems-Nordsee hat in einer Arbeitsgruppe „Verkehrsverträgliche Tidesteuerung“ gemeinsam mit Hafenbetreiben, Schifffahrtstreibenden, Lotsen, Freizeitschifffahrt und hafenaffinen Unternehmen die Einschränkungen diskutiert und in einem Gutachten die verträglichste Lösung ausgelotet. Das Ergebnis: Die Tideniedrigwasseranhebung wird als am wenigsten einschränkend von der Schifffahrt und der Bundeswasserstraßenverwaltung akzeptiert.

Wirtschaftliche Leistungsfähigkeit der Region

Die Überführungssicherheit für Schiffe der Meyer Werft wird durch den Masterplan mit der Verbesserung der Gewässerqualität verknüpft. Bis 2029 ist die Überführung durch einen Vorrat an Ausnahmen bei Salz- und Sauerstoffwerten gesichert, im Gegenzug wurden zwischen Land und Umweltverbänden zwei weitere Naturschutzmaßnahmen vereinbart- Eine langfristige Sicherung wird an den neuen Bedingungen in der Ems nach Etablierung der Tidesteuerung erfolgen.

Die Baumaßnahmen im Hafen Emden zur Sicherung des Umschlags nach Beginn der Tidesteuerung zeigen, dass analog zu den Naturschutzmaßnahmen wegen der Überführungssicherung auch wirtschaftliche Maßnahmen vereinbart werden, wenn Naturschutzmaßnahmen unternehmerische Aktivitäten einschränken.

Naturschutzstation Ems

An der Ems am Sauteler Siel ist die Naturschutzstation Ems mit zwei Mitarbeitern im ehemaligen Sielwärterhaus eingerichtet. Die Mitarbeiter arbeiten mit an Planung um Umsetzung von Maßnahmen des Masterplans Ems, kümmern sich um landeseigene Naturschutzflächen und übernehmen Aufgaben der Öffentlichkeitsarbeit.