Weitere neue Lebensräume an der Ems im Blick

Lenkungskreis stimmt Machbarkeitsstudie für Flächen am Fluss südwestlich von Papenburg zu

Papenburg. Der Lenkungskreis als oberstes Gremium der Vertragspartner im Masterplan Ems 2050 hat in einer Sitzung auf der Meyer Werft in Papenburg der Erarbeitung einer Machbarkeitsstudie zugestimmt, die die Chance zur Schaffung von ästuartypischen Lebensräumen auf einem über 300 Hektar großen Gebiet an der Ems südwestlich von Papenburg ausloten soll. Es handelt sich dabei um einen breiten Streifen Deichvorland zwischen Tunxdorf im Norden und Aschendorf im Süden auf der rechten (östlichen) Seite der Ems. Noch seien viele Fragen offen, doch wenn die Studie positiv ausfalle, könne an dieser Stelle der Großteil der ästuartypischen Lebensräume geschaffen werden, zu deren Realisierung sich die Vertragspartner verpflichtet haben, hieß es.

Der Vertrag sieht vor, dass bis 2050 an der Ems 500 Hektar solcher von Ebbe und Flut beeinflussten Biotope geschaffen werden. Mit den derzeit im Bau oder in der Planung befindlichen Poldern (Coldemüntje, Stapelmoor, Polder Leer) wären vorbehaltlich der baurechtlichen Genehmigung etwa 194 Hektar in Sicht. Damit läge der Masterplan auf der Zielgeraden für das für den Zeitraum bis 2025 vertraglich festgelegte Soll von 152 Hektar. Dennoch bleiben etwa 300 weitere Hektar bislang offen. Der Flächenbedarf für diese Polder war und ist einer der in der Region wegen des großen Flächenbedarfs umstrittensten Teile des Masterplans Ems.

Die jetzt mit dem Beschluss für eine Machbarkeitsstudie ins Auge gefassten Flächen könnten dafür eine Lösung bieten. Naturschutzverbände (BUND, NABU und WWF), Landkreis Emsland und der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) hatten die Flächen zuvor gemeinsam in Augenschein genommen. Sie würden nicht nur die Chance bieten, eine größere zusammenhängende Fläche von selten gewordenen Lebensräumen neu zu schaffen, sie befinden sich zudem im Eigentum des Landkreises Emsland, was die Umsetzung sicherlich erleichtere.

Allerdings befinden sich in dem Areal im Deichvorland etwa 150 Hektar Wiesenvogelflächen, Kompensations- und Kohärenzfestlegungen sowie FFH-Lebensraumtypen (Magere Flachlandmähwiesen), die bei einer Umgestaltung zuvor erfolgreich ins Binnenland umgelegt werden müssten. Der Landkreis Emsland hat vor diesem Hintergrund deutlich gemacht, dass er einer Umgestaltung nur zustimmen könne, wenn die Beschaffung der dafür notwendigen Flächen spannungsfrei erfolge. Auch das solle in der Machbarkeitsstudie geklärt werden.

Zudem müssen darin alle weiteren offenen Punkte überprüft, einschließlich ihrer Auswirkungen und eventuellen Lösungsmöglichkeiten bewertet und für die Vertragspartner in akzeptabler Weise geklärt werden, so der Beschluss des Lenkungskreises.  Dabei geht es u.a. um Auswirkungen auf die Deichsicherheit, die Schifffahrt und die Überführung von Schiffen der Meyer Werft, den Unterhaltungsaufwand in der Fahrrinne, die Verbringung von Materialien bei der Umgestaltung der Flächen, Auswirkungen auf die Landwirtschaft binnendeichs, die Erfüllung aller Verpflichtungen aus der FFH-Richtlinie und der Vogelschutz-Richtlinie sowie Kostenschätzungen und Zeitpläne. Der konkrete Inhalt der Machbarkeitsstudie soll in Vorgesprächen mit den Partnern des Masterplans und weiteren betroffenen Stakeholdern konsensual festgelegt werden. Außerdem wurde eine regelmäßige Information über Zwischenergebnisse vereinbart.

Aufgrund der Komplexität dieser Machbarkeitsstudie ist mit einer Fertigstellung der Studie frühestens in der zweiten Jahreshälfte 2024 zu rechnen. Erst dann wird über eine Umsetzung der Planung entschieden.