Dass der „Fluid Mud“ jetzt da ist, an einem windigen Nachmittag im Oktober, zeigen die Echolotmessungen. Bereits weit über der eigentlichen Flusssohle werden Signale reflektiert; hier befindet sich eine, manchmal mehrere Schichten, an deren Grenzen die Dichte des Wassers sprunghaft ansteigt: Die wabernde Flüssigschlickzone der Ems.

Eine Rolle spielt dabei, dass sich in der Ems winzige Lehmpartikel mit anderen Materialien (unter anderem Torfpartikel aus dem System der Nebenflüsse Leda und Jümme) zu Flocken verbinden, die langsamer absinken als andere Sedimente und deswegen nicht am Boden landen. „Die mittlere Sinkgeschwindigkeit variiert stark mit der Flockengröße, die durch die Sedimentverfügbarkeit und die Turbulenz der Strömung beeinflusst wird“, erläutert Wurpts. Eines der weiteren Ziele der Messungen und ihrer Auswertungen ist es, die räumliche Verteilung des Flüssigschlicks über den Jahresgang zu ermitteln.

„Es gibt über Zustände wie in der Ems bis heute erhebliche Lücken im internationalen Wissensstand“, sagt Wurpts. Aus dem damaligen Systemverständnis heraus seien bei Planungen in der Vergangenheit die Auswirkungen vielfach unterschätzt worden. Fehler, die die Verantwortlichen des Masterplans Ems möglichst verhindern wollen. Erstmals, so Wurpts, werde es mit den neuen Rechenmodellen gelingen können, belastbare Angaben auch zum Flüssigschlick zu machen.

Die Erkenntnisse über die Dynamik des Flüssigschlicks fließen ein in die Machbarkeitsstudie zur Tidesteuerung am Emssperrwerk – eine von drei möglichen Maßnahmen zur Lösung des Schlickproblems. Ende des Jahres soll die Studie vorliegen und dann als Grundlage für die Entscheidung der Vertragspartner dienen, ob und wie das Vorhaben umgesetzt wird. Die Zeichen für die Wirksamkeit stehen günstig. Die Bundesanstalt für Wasserbau (BAW) in Hamburg arbeitet derzeit an einer ähnlich gelagerten Studie für eine Schlickreduzierung durch eine flexible Sohlschwelle am Sperrwerk. Auch sie soll Ende des Jahres vorliegen.

Die Messungen und Berechnungen gehen weiter. Und die Ergebnisse, so stellte unlängst Niedersachsens Umweltminister Stefan Wenzel klar, seien auch nötig, um nach der Implementierung der Maßnahmen eine Erfolgskontrolle vornehmen zu können. Und das nicht nur durch die Messwerte von der „Memmert“; an der Ems besteht ein ganzes Netzwerk von Messstationen, die dauerhaft weitere Parameter des Emswassers erfassen, wie beispielsweise Salzgehalt, Temperatur und Sauerstoffgehalt.

Alles für das Ziel, dass die „Memmert“ in Zukunft nur noch unter den grauen Wolken an der Ems fährt – und nicht mehr über denen aus flüssigem Schlick unter ihrem Kiel.