Mehr Chancen für Wiesenvögel

Mehr Chancen für Wiesenvögel

Land übernimmt Flächen im Emsland vom Bund und verbessert Bedingungen für gefährdete Arten

Dörpen. In den Leher Wiesen nördlich von Dörpen im Landkreis Emsland wurden bereits in den 90er Jahren als Ausgleich für den Bau der Dörpener Ortsumgehung Flächen für den Schutz von Wiesenvögeln ausgewiesen. Hier sollen sich nun die Bedingungen für Wiesenvögel weiter verbessern – als ein Projekt im Rahmen des Masterplans Ems 2050. Noch in diesem Jahr sollen die Flächen aus dem Besitz des Bundes - insgesamt 129 Hektar – als Teil des Nationalen Naturerbes in niedersächsisches Eigentum übergehen.

In Abstimmung mit den Naturschutzverbänden und der Naturschutzbehörde des Landkreises Emsland sowie unter Einbeziehung des regionalen Landvolkverbandes erarbeitet der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft-, Küsten und Naturschutz (NLWKN) mit seiner im Zuge des Masterplans neu eingerichteten Naturschutzstation Ems das Konzept für die Aufwertung. Mit der Umsetzung soll sofort nach der Eigentumsübertragung Ende des Jahres 2017 vom Bund auf das Land begonnen werden.

Aufgrund der ökologischen Aufwertung des Gebietes haben die Naturschutzverbände nach Prüfung des Konzeptes zugestimmt, 30,8 Hektar des zu übernehmenden Areals auf die 78 Hektar Flächen für den Wiesenvogelschutz anzurechnen, die das Land gemäß Masterplan-Vertrag bis 2025 erwerben muss.

„Durch das vorliegende Bewirtschaftungskonzept und die nach der Übernahme durch das Land verbesserten Möglichkeiten zur Wasserregulierung in dem Gebiet, hoffen wir, dass eine positive Entwicklung des Wiesenvogelbestandes in den Leher Wiesen erreicht werden kann“, begrüßt Elke Meier vom NABU Niedersachsen die geplante Übernahme der Bundesflächen durch das Land. Konkret geht es darum, durch ein verändertes Wassermanagement (Verbesserung bestehender Stauwehre, örtlich neue Stauwehre, geregelte Wasserhaltung zur erforderlichen Bewirtschaftung) sowie die Entfernung von Gehölzen eine verbesserte Situation für die noch vorhandene Wiesenvogelpopulation zu schaffen. Wasser ist der Schlüsselfaktor für Wiesenvögel. Sie benötigen Feuchtwiesen mit offenen Wasserstellen. Dort finden die gefährdeten Arten Rotschenkel, Uferschnepfe, Kiebitz und weitere nach ihrer Rückkehr aus den Überwinterungsgebieten geeignete Brutplätze. Im feuchten, schlammigen Boden finden sie genügend Nahrung, um erfolgreich zu brüten.

Kombiniert mit einem gezielten Management des Bestands der Fressfeinde von Wiesenbrütern (u.a. Iltis, Marder, Fuchs) werden von den biotopgestaltenden Maßnahmen positive Effekte erwartet. Wichtig ist, dass die Flächen bewirtschaftet werden, damit die Grasnarbe kurzgehalten wird. Eine Beweidung von Teilflächen ist vorteilhaft, weil Rinder und ihr Dung Lebensgrundlage genau jener Insekten sind, die Wiesenvögel zum Überleben benötigen. Deswegen ist es wichtig mit künftigen landwirtschaftlichen Nutzern die Bewirtschaftung so zu regeln, dass der Lebensraum für Wiesenvögel optimiert werden kann. Eine der Auflagen ist die späte Mahd, die nicht vor dem Ende der Brutzeit erfolgen darf, um Gelege und Küken nicht zu gefährden. Auf jeden Fall müssen die Wiesen kurzrasig in den Winter gehen, damit Wiesenvögel im nächsten Frühjahr erneut gute Bedingungen vorfinden. Positiv wird sich zudem auswirken, dass die Staatliche Moorverwaltung Niedersachsen, die die Naturschutzflächen des Landes Niedersachsen verwalten wird und zum Amt für regionale Landesentwicklung Weser Ems gehört, über Personal und Maschinen verfügt, um einige der Maßnahmen sehr kurzfristig umzusetzen.

Zum Hintergrund:

Deutlich verschlechtert hat sich von 2007 bis 2016 die Situation der Wiesenvögel sowie anderer Arten der Agrarlandschaft. Das geht aus der Roten Liste der Brutvögel in Niedersachsen und Bremen hervor, die die Staatliche Vogelschutzwarte des NLWKN im April 2016 veröffentlicht hat. Gegenüber der letzten Ausgabe von 2007 zeigt sich, dass nach wie vor mehr als die Hälfte der heimischen Vogelarten in der Roten Liste oder der so genannten Vorwarnliste aufgeführt sind und nur rund 44 Prozent der Arten als ungefährdet gelten können. Das gilt besonders für Wiesenvögel: Die Bekassine, die feuchtes Grünland oder intakte Moore braucht, ist in den vergangenen 25 Jahren in ihrem Bestand um rund 80 Prozent zurückgegangen. Auch ehemals häufige Arten wie Feldlerche, Star und Kiebitz verzeichnen deutliche Rückgänge.