Schon im ersten Jahr mehr Vogelbruten
Positive Folgen der geregelten Vernässung im Wiesenvogelgebiet am Großen Meer
Bedekaspel. Bereits im ersten Jahr der gesteuerten Vernässung haben im Wiesenvogelgebiet Bedekaspel des Masterplans Ems am Großen Meer in Südbrookmerland (Kreis Aurich) deutlich mehr Kiebitzpaare und mehr Rotschenkel gebrütet als in den Vorjahren. Diese Zahlen hat Heinrich Pegel von der Naturschutzstation Ems in Terborg jetzt mitgeteilt. Die Naturschutzstation wird als Einrichtung des Masterplans Ems vom Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) betrieben. Den Zählungen zufolge stieg die Zahl der Kiebitzbruten im Vergleich zum Zustand vor den Maßnahmen von 5 auf 10 und die der Rotschenkel von 0 auf 3. Pegel beobachtete zudem auch Uferschnepfen und Brachvögel in der Brutzeit, jedoch ohne eine tatsächliche Brut nachweisen zu können. Die Arten- und die Individuenzahl der Gastvögel, die das Gebiet nutzten, ohne zu brüten, sei deutlich gestiegen. Unter ihnen waren neben vielen Enten- und Gänsearten auch Säbelschnäbler, Flussregenpfeifer, Kampfläufer, Uferschnepfen, Bekassinen sowie Bruch- und Waldwasserläufer. „Zudem haben rund 200 bis 300 Kiebitze auf den Flächen gerastet“, berichtet Pegel.
Als zentrale Maßnahme war in diesem Frühjahr eine digital steuerbare Wasserstandregelung in Betrieb gegangen. In dem nach der Umgestaltung einzigen Graben, der aus dem 43,8 Hektar großen Gebiet herausführt, ist ein regelbares Wehr installiert worden. Die Steuerung regelt den Wasserstand in den Wiesen entsprechend den Bedürfnissen der Wiesenbrüter, kann aber auch von einem Schaltschrank am Wehr aus oder via Handy gesteuert werden, berichtet Heinrich Pegel, der die Umgestaltung des Gebiets geplant und umgesetzt hat und es betreut.
Vor allem im Frühjahr, wenn die Wiesenbrüter aus ihren Überwinterungsgebieten zum Brutgeschäft in Ostfriesland eintreffen, und die nordischen Gastvögel als Wintergäste noch da sind, sollen sie nasse Böden und Blänken finden. Flach überstaute Blänken (kleine, flache nur zeitweise vorhandene Gewässer in natürlichen Geländemulden oder Bodenvertiefungen) sollen als Sammel-, Schlaf- und Nahrungsplätze ein vogelfreundliches Milieu schaffen. „Mit fortgeschrittener Brutzeit wird von Mitte Mai bis Ende Juni das Wasser wieder auf ein Niveau herunterreguliert, das vollständige Befahrbarkeit und Bewirtschaftung für den landwirtschaftlichen Pächter garantiert“, kündigt Pegel an. Während des für die Brutvögel optimalen Einstaus werden rund 8 Hektar des 44 ha großen Plangebietes flach unter Wasser stehen – und zwar von Mitte Februar bis April.
Zusätzlich zu den bereits gelaufenen Arbeiten wird zum Herbst eine neue, leistungsfähigere und fischfreundliche Pumpe im Unterschöpfwerk Groß Sande des Ersten Entwässerungsverbandes Emden ihre Arbeit aufnehmen. Der Bau und die Finanzierung der Pumpe aus Mitteln des Masterplans Ems 2050 wurde vereinbart, weil in dem zeitweise vernässten Gebiet Regenwasser nicht versickert, sondern sofort zum Abfluss kommt und über das Schöpfwerk Groß Sande abgeführt werden muss. Deswegen wurde eine zusätzliche Belastung für das Entwässerungssystem des Verbandes erwartet. Demgegenüber konnte nach dem Einbau des regelbaren Wehres der „tiefe Teller Vernässungsgebiet Bedekaspel“ in der Sturmphase im Februar quasi als kleines „Regenrückhaltebecken“ genutzt werden. „Ich habe den Einstau maximal erhöht und das Wasser in enger Absprache mit dem Entwässerungsverband zeitverzögert abfließen lassen, als sich die Lage wieder entspannt hatte“, erläutert Pegel. Dieses Vorgehen sei im Rahmen der naturschutzfachlichen Vorgaben unterschiedlich je nach Brut- und Jahresverlauf möglich.
Bis 2050 sollen im Masterplan Ems 200 Hektar solcher Wiesenvogelgebiete angelegt werden, das Zwischenziel bis 2025 lautet 78 Hektar. Mit 89 Hektar angelegter Fläche ist der Plan seiner Zeit voraus. Neben dem Gebiet in Bedekaspel befinden sich weitere Flächen im Kreis Emsland: In Rhede im Brualer Hammrich, im Landschaftsschutzgebiet Flaar und in den Leher Wiesen bei Dörpen.
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