Lösung für Aushub aus Polder Coldemüntje möglich

Verbringung auf Grünland könnte doch klappen – Deichdörfer wären dann entlastet  

Westoverledingen. Vertreterinnen und Vertreter des niedersächsischen Umweltministeriums (MU) und des Niedersächsischen Landesbetriebs für Wasserwirtschaft, Küsten und Naturschutz (NLWKN) haben am Dienstag (21. Mai) in einer öffentlichen Sitzung des Ausschusses für Umweltfragen und Naturschutz des Gemeinderats Westoverledingen über den Stand der Planungen für den Tidepolder Coldemüntje informiert. Im Mittelpunkt stand dabei die Verbringung des Aushubs aus der Polderbaustelle. Der Rat der Gemeinde Westoverledingen hatte sich festgelegt, einem Polder nur zuzustimmen, wenn es nicht zu Lkw-Transporten des Bodens durch die Deichdörfer kommt. Favorisiert wird dabei vor allem die Verbringung von Bodenaushub auf landwirtschaftlich genutzte Flächen.

Gegenwärtig führen MU und NLWKN vor diesem Hintergrund Verhandlungen mit mehreren Eigentümern landwirtschaftlicher Flächen in der Nähe des Tidepolders über eine mögliche Aufbringung von einem Drittel des anfallenden Aushubs zur Verbesserung ihres Grünlands. Dafür wären keine Straßentransporte durch die Dörfer nötig. Rund Zwei Drittel des Aushubs werden für Baumaßnahmen vor Ort verwendet: Die Mengen bleiben als Gestaltungsmaterial im Polder oder werden für die Erhöhung der Deichberme in Westoverledingen genutzt.  

In den Gesprächen mit der Gemeinde Westoverledingen und den Flächeneigentümern geht es um Details wie die Grünlandflächen so verbessert werden können, dass sie einfacher zu bewirtschaften sind. Der Landkreis Leer als Genehmigungsbehörde wird laufend informiert, ebenso die Landwirtschaftskammer, die bei der Aufstellung eines Aufbringungskonzeptes mitarbeitet. Letztere hatte in einem Gutachten Bedenken gegen die Aufbringung angemeldet, aber auch gewisse Möglichkeiten gesehen. Diese Möglichkeiten werden vom NLWKN aufgegriffen und einer Einzelfallbetrachtung unterzogen.

„Die bisherigen Ergebnisse geben keinen Anlass zu der Befürchtung, dass die Aufbringung nicht klappt, und ich freue mich, dass die Verhandlungen mit den Flächeneigentümern so konstruktiv verlaufen “, sagte Cornelia Scupin vom Umweltministerium in der Sitzung. Damit könnten die Wünsche der Gemeinde erfüllt werden. „Wir wollen die örtlichen Interessen berücksichtigen, deshalb sollen alle Betroffenen und Interessierten Gehör finden. Nur wenn wir eine für alle gute Lösung finden, kann der Masterplan Ems erfolgreich umgesetzt werden“, ergänzte sie. Erst wenn auch die letzten Fragen geklärt seien, werde der Planfeststellungsantrag beim Landkreis Leer eingereicht, sagte sie. Gegenwärtig rechne man bei aller Vorsicht mit der Einreichung für Ende 2019 und dem Baubeginn Ende 2020. Die Aufbringung auf landwirtschaftliche Flächen erfolge dann Ende 2021, die Inbetriebnahme 2022. Scupin wies darauf hin, dass im Planfeststellungsverfahren alle Einzelheiten der Planung nochmals öffentlich gemacht werden und Betroffene dazu ihre Stellungnahmen abgeben können.

Der Lenkungskreis des Masterplans Ems 2050, in dem die Spitzenvertreter der Vertragspartner sitzen, hatte den Verzögerungen gegenüber der ursprünglichen Planung und eventuellen Mehrkosten bereits im März zugestimmt. Der Hintergrund: Beim Tidepolder Coldemüntje handelt es sich um das erste „Masterplan“-Projekt zur Wiederherstellung von verloren gegangenen tidebeeinflussten Lebensräumen an der Unterems, also um das Bemühen, Arten- und Biotopvielfalt wiederherzustellen. Das ist – neben dem Hauptziel der Verbesserung der Wasserqualität – ein Kernpunkt des Masterplans. Die Art der Umsetzung und das intensive Ringen um die Zustimmung der Anlieger soll deutlich machen, dass der Masterplan nur im Einvernehmen mit der Bevölkerung umgesetzt werde.

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