Freie Bahn für Fische am Knockster Siel

NWLKN und Erster Entwässerungsverband Emden machen wandernden Arten das Leben leichter

Emden/Aurich. Wandernde Fischarten werden es künftig leichter haben, von der Ems in das 35.000 Hektar große Einzugsgebiet des Knockster Siels bis hin zum „Großen Meer“ im Kreis Aurich einzuwandern. In den Hauptwanderzeiten der Fische wird es am Siel- und Schöpfwerk an der Knock künftig „Fischsielungen“ geben, kündigte Dr. Oliver-David Finch von der Betriebsstelle Aurich des Niedersächsischen Landesbetriebs für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) jetzt an. Der Landesbetrieb hatte das als ökologische Maßnahme im Masterplan Ems 2050 verankerte Konzept mit dem Ersten Entwässerungsverband Emden und dessen Mitarbeitern vor Ort ausgearbeitet und umgesetzt. Im März soll es nun in Betrieb gehen.

Und darum geht es: Fische, die vom Meer ins Binnenland (und umgekehrt) wandern, stoßen heute an vielen Sielen und Schöpfwerken auf Barrieren, die ihre Reise bremsen. Um gefährdeten Arten wie Aal und Dreistacheligem Stichling, aber auch der Flunder, zu helfen, sollen die Siele an der Ems durchgängiger werden – ein Bestandteil des Masterplans Ems 2050. An der Knock werden dafür zusätzliche Sielzüge eingerichtet – vor allem in Zeiten geringer Niederschläge, wenn keine oder kaum normale Sielöffnungen erforderlich sind. „Das“, erläutert Finch, „erfolgt während des Flutstroms, den die Fische zum Aufstieg ins Ems-Ästuar vornehmlich nutzen.“ Zunächst werde dafür das Hubtor eines Siellaufs einen kleinen Spalt geöffnet, um einen für Fische wahrnehmbaren „Lockstrom“ zu erzeugen, der den Tieren die „offene Tür“ signalisiert. Kurz vor der Wasserstandsgleiche zwischen Ems und Sieltief wird dann der Siellauf komplett geöffnet und die angelockten Fische können passieren. Die Wasserstände in den Binnengewässern werden laut Finch dadurch nicht beeinflusst.

Viele Fischarten wechseln während ihres Lebenszyklus vom Süß- ins Salzwasser und umgekehrt. So liegen die Laichgebiete beispielsweise von Aal und Flunder im Meer. Sie steigen ins Süßwasser auf und kehren dann zum Laichen ins Meer zurück. Der Dreistachelige Stichling nimmt den umgekehrten Weg – er steigt zum Laichen vom Meer ins Süßwasser auf. Diese für Vermehrung und Erhaltung dieser Arten unverzichtbaren Wanderungen werden jetzt erleichtert. Finch: „Unter Umständen können auch weitere Arten wie Flussneunauge, Meerforelle oder Stint von der Maßnahme an der Knock profitieren.“

Der Erste Entwässerungsverband Emden sieht sich durch die Zusammenarbeit in Sachen Durchgängigkeit mit dem NLWKN und dem erzielten Ergebnis grundsätzlich in dem Bemühen bestätigt, naturschutzfachliche Anforderungen zu berücksichtigen und umzusetzen, sagten Obersielrichter Reinhard Behrends und Verbandsingenieur Jan van Dyk zu dem Projekt. Einer der entscheidenden Gründe: „Der Betrieb des Siel- und Schöpfwerkes Knock, der für den Binnenhochwasserschutz unerlässlich ist, stellt bei diesem Projekt keinen Widerspruch mehr zum Naturschutz dar“, so Reinhard Behrends: „Im Gegenteil: Entwässerung und Naturschutz rücken auf Augenhöhe, ohne den Binnenhochwasserschutz in irgendeiner Weise zu gefährden.“

Die fischökologisch optimierte Sielsteuerung erfolgt automatisch in den Hauptwanderzeiten vom 10. März bis 31. Mai und vom 15. September bis zum 30. November. Die Steuerung des Siel- und Schöpfwerks Knock wurde in Kooperation von NLWKN und Entwässerungsverband entsprechend programmiert. „Die gesamte Maßnahme erforderte nur geringe Umbauten und ist insofern eine kostengünstige Lösung zur Verbesserung der ökologischen Situation im Ems-Ästuar“, bilanziert Finch. Der Erste Entwässerungsverband Emden leiste damit einen wichtigen Beitrag zur Umsetzung der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie. Darin spiele die Durchgängigkeit von Gewässern eine wichtige Rolle für die Bewertung des ökologischen Zustands.

Um die Wirkungen der Fischsielungen zu ermitteln, haben NLWKN und Entwässerungsverband den Bezirksfischereiverein Ostfriesland (BVO) ins Boot geholt. Ein Monitoring ist Bestandteil des Konzeptes. Eines der nächsten Projekte in Sachen Durchgängigkeit ist die Oldersumer Schleuse. Dort arbeitet der NLWKN mit der Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes zusammen, die die Schleuse betreut.

Bildnachweis:  Dr. Oliver-David Finch/NLWKN Aurich