Coldemüntje: Alternativen zum LKW in Arbeit

Kleitransporte beim Bau des Tidepolders sollen weiter reduziert werden / „Wir nehmen Sorgen der Anlieger sehr ernst"

Die Planungen für den Bau des Tidepolders Coldemüntje und den Verbleib des dabei anfallenden Aushubs sind keineswegs abgeschlossen. Es werde weiter an Alternativen zum Straßentransport des Materials gearbeitet, um die Belastungen für die Anlieger möglichst gering zu halten. Mit diesen Aussagen reagierten jetzt Franz-Josef Sickelmann, Landesbeauftragter für regionale Landesentwicklung und Leiter der Geschäftsstelle Masterplan Ems 2050, und Helmut Dieckschäfer, Dezernent für Naturschutz beim Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN), auf Kritik der CDU-Bundestagsabgeordneten Gitta Connemann. Die Politikerin hatte nach einem Ortstermin die Planungen zum Bau des Tidepolders als „so nicht funktionsfähig" bezeichnet.

Die Bedenken der Anlieger würden von der Planbehörde sehr ernst genommen, betonten Sickelmann und Dieckschäfer. So würden derzeit die Planungen für den Polder und die umliegenden Verwallungen so überarbeitet, dass möglichst viel Material im Planungsraum oder direkt angrenzend verbleiben könne. Ziel ist es, die LKW-Transporte deutlich zu reduzieren. Der im Planungsraum verbleibende Klei könne dann später auch für Deichbaumaßnahmen der Overledinger Deichacht genutzt werden. Entsprechende Gespräche seien bereits mit der Deichacht geführt worden. Außerdem werde geprüft, ob Klei aus der Baustelle auf möglichst nahe liegende Felder zur Bodenverbesserung aufgebracht werden könne. Dies würde nicht zu vier Meter hohen Aufschüttungen wie bei den anfangs geplanten Zwischenlagern führen, erläuterte Dieckschäfer. Klei würde bei diesem Vorgehen allerhöchstens bis zu einer Mächtigkeit von 70 bis 80 Zentimetern aufgebracht. Bislang war Prämisse gewesen, den Klei als Wirtschaftsgut für Deichbaumaßnahmen zu verwenden. Da sich aber bislang keine direkten Maßnahmen anboten und Zwischenlager wegen der zweimaligen Anfahrt durch Lastwagen kritisiert wurden, würden jetzt die genannten Alternativen geprüft, so Dieckschäfer. Die Planungen seien aber noch nicht abgeschlossen und müssten noch mit dem Landkreis Leer als Genehmigungsbehörde abgestimmt werden.

Zum Hintergrund:

Die geplante Anlage eines Tidepolders in Coldemüntje folgt dem im Masterplan Ems 2050 vereinbarten Ziel, durch Ausbauten und Begradigungen der Ems verloren gegangene Lebensräume am Fluss wieder herzustellen. In einem Polder von etwa 30 Hektar Größe soll ein begrenztes Einschwingen der Ems-Tide ermöglicht werden, so dass sich ein strukturreiches Prielsystem entwickeln kann.

Insgesamt sind durch die Baumaßnahme etwa 340.000 Kubikmeter Aushub zu erwarten, rund 200.000 Kubikmeter Klei, 70.000 Kubikmeter Muttererde und 70.000 Kubikmeter Sand. Die Einzelheiten von Transport und Verwendung sollen im Zulassungsverfahren einvernehmlich mit dem Landkreis Leer und der Gemeinde Westoverledingen erarbeitet werden.

Die Kosten für die Maßnahmenumsetzung werden insgesamt auf etwa sieben Millionen Euro geschätzt, die das Land Niedersachsen trägt. Die Inbetriebnahme ist für Ende 2020 vorgesehen.