Winterpause auf Polderbaustelle beendet
In Coldemüntje startet nun der Bau des Ein- und Auslassbauwerks
Westoverledingen. Die Winterpause auf der Baustelle des Tidepolders Coldemüntje ist beendet. Seit der ersten Maiwoche werden die Erdarbeiten zur Herstellung des Polderprofils fortgesetzt, die im Vorjahr begonnen haben. Gleichzeitig sind die Vorbereitungen für den Bau des Durchlassbauwerks gestartet, mit dem der Polder nach Fertigstellung an das Tidegeschehen der Ems angeschlossen wird. Zu diesem Zweck werden zwei rund 35 Meter lange, vier Meter breite und 1,6 Meter hohe Betonkanäle durch den Deich verlegt, die rund 9 Meter unterhalb der Deichkrone verlaufen werden. Dafür wird zunächst der Deich geöffnet. „Die Deichsicherheit ist jederzeit gewährleistet“, erläutert Dr. Claus Hinz, Projektleiter vom Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN). Die Maßnahme sei eng mit Küstenschutz und Deichverband abgestimmt.
Das Durchlassbauwerk wird vom Oldenburger Bauunternehmen Ludwig Freytag realisiert. Die Wasserbaufachleute der Unternehmensgruppe werden in der Folge Spundwände zur Sicherung der Baustelle und zur Herstellung der Deichsicherheit einbringen. Die Baustelle wird auf dem binnendeichs gelegenen Deichverteidigungsweg eingerichtet, der für die Dauer der Bauzeit für den Verkehr gesperrt wird. Eine Umleitung für den dort verlaufenden Emsradweg ist ausgeschildert.
Der Durchlass dient nicht nur dazu, im Polder einen Wechsel zwischen Hoch- und Niedrigwasser zu erzielen. Auch Wasserlebewesen können ihn durchwandern und so den Polder besiedeln. Hier finden sie u.a. Flachwasserzonen, Wattflächen und Röhrichte, wie sie einst an der Ems prägend für den Uferbereich waren. Die Wiederherstellung solcher Lebensräume dient dem Erhalt der Artenvielfalt, die an der Ems aus vielen Gründen bedroht ist, vor allem, weil für einen Tidefluss prägende Lebensräume durch menschlichen Einfluss verschwunden sind. Dazu gehören auch Stillgewässer und Tümpel, Auwälder und Auengebüsche sowie Staudenfluren. Tierarten, die von der Wiederherstellung profitieren, sind beispielsweise Rohrsänger, Schwirle, Blaukehlchen, Rohrweihe und weitere Arten als Brutvögel, Gänse und Enten als Gastvögel, sowie Dreistachliger Stichling Flunder und Aal, ggf. auch Finte bei weiterer Verbesserung in der Ems. Untersuchungen der Naturschutzstation Ems haben zudem erwiesen, dass Röhrichte und Auwälder eine ungeahnte Vielfalt von Nachtfaltern und Laufkäfern beheimaten.
Das Bauwerk wird neben dem Durchlass aus zwei regelbaren Ein- und Auslassbauwerken bestehen, mit denen auf der Ems- und der Polderseite der Zu- und Abfluss reguliert werden kann. Damit soll dem Eintrag von Schlick in den Polder entgegengewirkt werden: Es wird nur oberflächennahes Wasser aus der Ems eingelassen, das im Vergleich geringer mit Schwebstoffen belastet ist. Dieses Wasser landet nach dem Unterqueren des Deichs in einem Sedimentationsbecken, wo sich der restliche im Wasser vorhandene Schlick vor dem Einfließen in das Prielsystem des Polders absetzt.
Die Fertigstellung des Durchlassbauwerks wird für 2024 erwartet. Dann sollen auch die Erdarbeiten im Polder beendet sein und der Polder in den Testbetrieb gehen.