Weg für Süßwasserpolder bei Weener frei

NLWKN wird im November mit Baustelleneinrichtung beginnen – Lebensraum für Amphibien und Vögel

Weener. Der Weg für den Masterplan-Süßwasserpolder Stapelmoor bei Weener ist frei. Die Genehmigung des Landkreises Leer für den Bau des 18 Hektar großen Projekts zur Schaffung auentypischen Lebensraums liegt dem Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN), der den Polder realisiert, jetzt vor. „Wir werden noch in diesem Jahr, voraussichtlich im November mit den vorbereitenden Maßnahmen beginnen“, kündigt Heinrich Pegel von der Naturschutzstation Ems des NLWKN an, der das Projekt mit anderen Kollegen zusammen betreut. Dann soll die Baustelle eingerichtet werden, zudem sollen einzelne Zäune und Gehölze entfernt werden. Die Ausschreibung der Arbeiten kann jetzt erfolgen. Mit der Fertigstellung des Polders sei im Herbst 2024 zu rechnen.

Bis auf die Anlieferung des Schotters, der vor allem für die Baustelleneinrichtung benötigt wird, wird es zu keinen weiteren Bodentransporten kommen, kündigt Pegel an. Innerhalb des Polders werden etwa 30.000 Kubikmeter Erde bewegt werden, um den Süßwasserteich zu schaffen, der hauptsächlich von Regenwasser gespeist wird. Der Aushub wird für die Geländemodellierung und die Anlage eines umlaufenden Walles genutzt, der eine Kronenhöhe von drei Metern über Normalnull bekommt und damit etwa 1,25 bis 1,50 Meter aus dem Gelände herausragen wird. Ganz besonderes Augenmerk wird darauf gelegt, dass die Kleischicht unter der Gewässersohle so mächtig bleibt, dass kein Wasser aus dem Gewässer versickern kann. So wird eine Gefährdung jenes Grundwasserleiters ausgeschlossen, aus dem das Wasserwerk in Weener Trinkwasser gewinnt. Drei Messbrunnen, zwei direkt an der Grenze und einer außerhalb des Polders, kontrollieren regelmäßig den Grundwasserzustand. Wegen der Trinkwassergewinnung wurde auch der zunächst angedachte Anschluss des Polders an das Tidegeschehen der Ems bis auf Weiteres verworfen. Sollte sich die Wasserqualität der Ems in Zukunft chemisch soweit verbessert haben, dass eine Gefährdung des Trinkwassers ausgeschlossen werden kann, ist ein Anschluss an die Tiden möglich.

Auch als Süßwasserpolder ist das Projekt ein Gewinn für den Lebensraum Tideems und dessen Artenvielfalt, ist Pegel sicher, denn bis jetzt ist hier überwiegend nur artenarmes Intensivgrünland anzutreffen. Der bei einem Maximalwassertand von 1,35 Meter über Normalnull überwiegend 0,85 Meter tiefe Teich sei ein probater Standort für ein Süßwasser-Stillgewässer mitsamt den für die Uferbereiche mit wechselnden Wasserständen typischen Pflanzen. Hinzu kommen Sümpfe aus Röhrichten, Seggenrieden und Weidengebüschen. Erwartet wird, dass sich die daran angepassten Arten wie z.B. Amphibien und Röhricht- und Wasservögel bald einstellen, beispielsweise Rohrweihe und Schilfrohrsänger, vielleicht auch Bartmeise und Löffelente. Sollte der Wasserspiegel wegen Regens zu stark ansteigen, ist für das Wasser ein Überlauf ins Holthuser Tief vorgesehen. Für Trockenzeiten wird eine Pumpe dort installiert, die allerdings nur bis zu einem festgelegten Mindestwasserstand im Tief eingeschaltet werden darf, um den Teich aufzufüllen.

In der ehemaligen Außenmuhde des Holthuser Tiefs, die sich als meist trockener Graben durch das Gebiet zieht, hat sich japanischer Knöterich ausgebreitet. „Der muss mitsamt Wurzeln entfernt werden“, so Pegel, weil sich die eingeschleppte Pflanze invasiv ausbreitet und andere Arten massiv verdrängt. Damit der Knöterich nicht wiederkommt, werden 2000 Weidenruten gesteckt, deren Aufwuchs den Platz einnehmen wird.

Die Kosten für den Bau betragen eine Million Euro und werden aus dem Masterplan-Topf des niedersächsischen Umweltministeriums bezahlt. Der Polder trägt zur Wiederherstellung naturnaher Lebensräume an der Ems bei. Das Fehlen solcher Lebensräume wurde in einem Pilotverfahren der Europäischen Union gegen Deutschland bemängelt, das wegen der bindenden Absichtserklärungen im Masterplan-Vertrag eingestellt wurde.