Emssperrwerk geht in Testbetrieb gegen den Schlick

Emssperrwerk geht in Testbetrieb gegen den Schlick

Minister Lies und GDWS-Präsident Witte: Schulterschluss für
einen lebendigen und schiffbaren Fluss

Gandersum. Der Testlauf für die ersehnte Lösung des Schlickproblems in der Tideems kann beginnen. Niedersachsens Umweltminister Olaf Lies und Prof. Dr.-Ing. Hans-Heinrich Witte, Präsident der Generaldirektion Wasserstraßen und Schifffahrt des Bundes (GDWS), erläuterten am Mittwoch (24. Juni) auf dem Emssperrwerk in Gandersum Ablauf und Ziele des technischen Tests der Tidesteuerung mit den Toren des Bauwerks. Ab 29. Juni werden acht Wochen lang die Tiden im Fluss so gesteuert, dass der für Natur und die Unterhaltung von Schifffahrtstraße und Häfen problematische Eintrag von Sedimenten in den so genannten „Emsschlauch“ zwischen dem Sperrwerk und dem Gezeitenwehr bei Herbrum vermindert wird.  

„Wir erhoffen uns von diesem Test weitere Erkenntnisse für das Genehmigungsverfahren für eine dauerhafte Tidesteuerung. Ziel ist und bleibt es, mit einer effektiven Steuerung des Sediment- und Schwebstofftransports durch das Emssperrwerk die Lebensbedingungen für Fische und andere Lebewesen in der Ems deutlich zu verbessern und das über Jahrzehnte in der Ems entstandene Ungleichgewicht zwischen Ebbe und Flut wieder in Balance zu bringen“, sagte Umweltminister Lies. GDWS-Präsident Witte unterstrich, dass trotz der regelmäßigen Sperrzeiten für Schiffe während des Tests die Leistungsfähigkeit der Bundeswasserstraße erhalten bleibt: „Der Test einer flexiblen Tidesteuerung ist ein entscheidender Baustein. Ziel ist es, den Schlick in der Ems nachhaltig zu reduzieren und die Schifffahrt nicht zu stark einzuschränken. Während der laufenden Tests werden die Schiffsführer und Häfen eng eingebunden und fortlaufend informiert.“

Lies und Witte betonten die gute Zusammenarbeit zwischen den Bundes- und Landesbehörden im Rahmen des Masterplans Ems 2050. Für die Vorbereitung des technischen Tests haben Mitarbeiter des Niedersächsischen Landesbetriebs für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz sowie des Wasserstraßen-und Schifffahrtsamtes Ems-Nordsee weit im Vorfeld des Genehmigungsverfahrens zahlreiche Gespräche in der Region geführt, um mögliche Probleme im Vorfeld zu erkennen und gemeinsam mit den Betroffenen Lösungen und Strategien zu entwickeln und kurze Kommunikationswege während des Tests zu schaffen. Beide betonten, dass der Test von allen Vertragspartnern des Masterplans mitgetragen werde. Lies erwähnte besonders die Kooperation mit den Umweltverbänden, die auf dem Feld des Artenschutzes beim „Niedersächsischen Weg“ fortgesetzt werde.

Die Kooperation zwischen Bund und Land bei der Tidesteuerung mache deutlich, wie das im Masterplan vereinbarte Gleichgewicht von Ökonomie und Ökologie gelebt werde. „Wir setzen bei der Tidesteuerung wie bei allen Projekten in der Region darauf, dass wir die Menschen mitnehmen – und ihnen deutlich machen, dass die Projekte anspruchsvoll sind und manchmal Zwischenschritte nötig sind“, sagte Lies. Ein solcher sei auch der technische Test. Gleiches gilt aus Sicht der GDWS auch für die gemeinsam mit der Schifffahrt und den Hafenbetreibern entwickelte verkehrsverträgliche Tidesteuerung, sagte Witte: „Wir haben verschiedene Steuerungsmodelle geprüft und uns für zwei Varianten entschieden. Zusätzlich trägt ein umfassendes Monitoring- und Messprogramm dazu bei, optimale Erkenntnisse zu gewinnen.“ Lies: „Wir werden die Ergebnisse auch mit unseren niederländischen Partnern erörtern“.

Die Planung sei angesichts der Flüssigschlicksituation in der Ems, die es in diesem Ausmaß nur sehr selten gebe, auch wissenschaftlich anspruchsvoll, betonte Lies. „Zwar steht beim Test im Mittelpunkt, die Technik auszuprobieren und herauszufinden, ob es weitere Auswirkungen durch die gesteuerten Tiden in der Region gibt. Aber wir wollen auch die Aussagekraft der von der Forschungsstelle Küste entwickelten Rechenmodelle für die Wirkung der Steuerung mit realen Daten unterfüttern“, sagte Lies. Bei aller Spannung müsse man aber konstatieren, dass der Test nicht 1:1 die spätere Steuerung abbilde: „Deswegen kann man von den Ergebnissen nicht 1:1 auf die spätere Wirkung schließen.“ Beispielsweise könne man die Flutstromsteuerung nicht intensiv testen, weil das ohne Sohlsicherung nicht möglich sei.

Auch bei der Datensammlung während des Tests und der späteren Auswertung werden Bund und Land eng zusammenarbeiten, betonten Lies und Witte. Die Ergebnisse werden in das Planfeststellungsverfahren zur dauerhaften Einrichtung einer Tidesteuerung einfließen, das 2021 beginnen soll. 2022 wird der Planfeststellungsbeschluss erwartet. Demnach könnte die Tidesteuerung nach den Baumaßnahmen (Sohlsicherung/Dalben) 2023/2024 in Betrieb gehen.

Ansprechpartner für Redaktionen:

Gunars Reichenbachs, Pressesprecher des Niedersächsischen Ministeriums für Umwelt, Energie, Bauen und Klimaschutz, Tel. 0511/1203419

Claudia Thoma, Pressesprecherin der Generaldirektion Wasserstraßen und Schifffahrt des Bundes, Tel. Telefon 0228-42968-2190

Thorsten Kuchta, Pressesprecher Masterplan Ems, Tel. 0441/7992602

Weitere Informationen rund um den Test der Tidesteuerung finden Sie auch auf den Seiten des NLWKN unter https://www.nlwkn.niedersachsen.de/tidesteuerung/